Internet und Medien sind vollgepackt mit zahlreichen Ernährungsinformationen. Weil die Orientierung in dieser Aussagenflut immer komplizierter wird, ist der heutige Artikel den wesentlichen Unterschieden gewidmet.
Gibt es Regeln und Rahmenbedingungen, ist es eine Diät
Diäten kommen und gehen wie die Mode im Schaufenster. Was wir in all den Jahren von den Ernährungstrends gelernt haben, ist vor allem, dass sie weder von Dauer sind, noch tatsächlich funktionieren. In den 80er Jahren wurde Fett als massiv gesundheitsschädigend verteufelt. Heute folgen Menschen der ketogenen Ernährung, die beispielsweise empfiehlt, den Kaffee mit Butter statt Milch zu trinken, um möglichst alle Kohlenhydrate zu vermeiden.
Diäten, die etwas mehr Flexibilität bieten, wie beispielswese das Zählen von Punkten, Makronährstoffen oder Kalorien, sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen wie beispielsweise Fasten, können als Pseudo-Diäten bezeichnet werden und sind langfristig gleichermaßen erfolglos, wie jede andere ordinäre Diät.
Hinter all den Trends steckt eine milliardenschwere Industrie, die werbepsychologisch mit tiefen Ängsten der Menschen spielt: die gesellschaftliche Verachtung von dicken Menschen und die Angst vor Krankheiten/dem Tod.
Pseudo-Diäten
Diäten, die etwas mehr Flexibilität bieten, wie beispielswese das Zählen von Punkten, Makronährstoffen oder Kalorien, sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen wie beispielsweise Fasten, können als Pseudo-Diäten bezeichnet werden und sind langfristig gleichermaßen erfolglos, wie jede andere ordinäre Diät. Auch die derzeitige Umbenennung in Lifestyle oder Wellnessprogramm ändert nichts am frustrierenden Ergebnis:
Diäten machen weder schlank, noch gesund
Es gibt einen signifikanten Zusammenhang zwischen (Pseudo-)Diäten und einer langfristigen Überschreitung des Ausgangsgewichts. Das bedeutet übersetzt: Diäten und Pseudodiäten machen uns dicker (Mann et al, 2007). Zusätzlich ist die permanente Ab- und Zunahme, in der Fachsprache Weight Cycling genannt, ein vom Körpergewicht unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse (=Herzinfarkt, Schlaganfall), Entzündungen, hohen Blutdruck und Insulinresistenz (Bacon & Aphramor, 2011).
Dass Diäten und Pseudodiäten nie langfristig funktionieren können, liegt an der hohen Einschränkung und dem Regel-Konzept. Sie schreiben uns vor, was, wann und wie viel wir essen sollen und missachten dabei körpereigene, individuelle Bedürfnisse. All diese Dinge führen zu einer hormonellen Kaskade, die letztendlich eine selbstinduzierte Zwangsernährung des Körpers auslöst. Zusätzlich erwacht früher oder später unsere innere Teenagerin, die für Autonomie und Unabhängigkeit kämpft. Beides resultiert in Heißhunger, Kontrollverlust, einem geringeren Selbstwert und dem Gefühl schwacher Willenskraft.
Ernährungsumstellung: die gesündere Alternative
Eine Ernährungsumstellung ist meistens das Resultat einer seriösen Ernährungsberatung, die in Österreich nur von Diätolog*innen und Ernährungswissenschaftler*innen durchgeführt werden darf. Bei diesen Berufsgruppen gibt es eine Berufsethik, die das wissenschaftliche, evidenzbasierte Arbeiten mit vorgegebenen Leitlinien voraussetzt.
Bei der Ernährungsumstellung wird Ernährungswissenschaft mit individuellen Bedürfnissen zusammengebracht, wobei das Ziel bei der nachhaltigen, langfristigen Umsetzbarkeit zur Steigerung der Gesundheit oder Reduktion des Körpergewichts liegt. Die allgemeinen Empfehlungen der gesunden Ernährung sind im Wesentlichen schon viele Jahre länderübergreifend gleich.
Intuitiv Essen: Gesundheit vor Körpergewicht
Das wissenschaftlich fundierte Konzept „Intuitive Eating“ wurde 1995 von den amerikanischen Diätologinnen Evelyn Tribole und Elyse Resch entwickelt und ist Teil von Health At Every Size® (HAES) – sinngemäß könnten wir das mit gesundheitsförderndem Verhalten, unabhängig vom Körpergewicht übersetzen. Es ist eine Gegenbewegung zu unserer Gewichtsmanagement-Kultur, die die natürliche, angeborene Ernährungsweisheit und eine gesunde Beziehung zum Essen wiederherstellt.
Intuitives Essen ist auch eine Art Ernährungsumstellung, wobei viel mehr Ernährungspsychologie und Ernährungstherapie einfließt, und niemals das Abnehmen im Vordergrund steht. Natürlich gibt es Menschen, die mit Intuitivem Essen abnehmen, beispielsweise weil emotionales Essen aufgelöst oder das rechtzeitige Spüren von Sättigung erreicht wird. Das passiert aber eher als Nebenwirkung: dem Körper wird erlaubt, sein natürliches, gesundes Sollgewicht durch gesundheitsförderndes Verhalten selbst zu finden.
Die 10 Prinzipien
Das ernährungstherapeutische Konzept adressiert das komplexe Zusammenspiel aus Gedanken, Emotionen und Instinkten. Es wurden 10 Prinzipien formuliert, die einerseits die innere Weisheit wiederherstellen (z.B. Hunger, Sättigung und Genuss) und andererseits äußere Störfaktoren beseitigen (z.B. Diätmentalität oder Emotionsbewältigung). Insgesamt führt es dazu, dass gesunde Ernährung durch angeborene Instinkte, anstatt äußeren Regeln, wieder einfach und unkompliziert wird.
Zusammenfassung
Diättrends ändern sich ständig und arbeitet immer gegen den Körper und seine Bedürfnisse - sie tun in den allermeisten Fällen das Gegenteil von dem, was sie versprechen.
Eine Ernährungsumstellung führt seriöse Wissenschaft und individuelle Bedürfnisse zusammen, wobei nicht nur Gesundheit, sondern auch eine Änderung des Körpergewichts bzw. das Erreichen des Normkörpers als Fokus gesetzt wird. Die inhaltlichen Empfehlungen bleiben im Wesentlichen immer gleich.
Intuitives Essen ist Element eines Paradigmenwechsels, das Körperdiversität als Teil der menschlichen Existenz anerkennt. Die 10 ernährungstherapeutischen Prinzipien leiten zu einer instinktiven Ernährungsform an, die physische und psychische Gesundheit langfristig fördern.
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