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"Niemand wird in euch investieren"

Sein Des Kaisers-neue-Kleider-Moment oder doch einfach nur toxische Männlichkeit im kapitalistischen System?

Nachwort zur schallenden Ohrfeige beim Pitch Day am 01.12.2022


Ihr kennt bestimmt das Märchen vom Kaiser, der Stoffe von Betrügern kauft. Sie gaben vor, dass das Material für all jene Personen unsichtbar ist, die „dumm“ sind oder ihres Amtes nichts taugen. Alle wahrten den Schein, um sich vor dieser Offenbarung zu schützen. Nur ein unschuldiges Kind hatte den Mut laut auszusprechen, dass der Kaiser ja nackt war. Dem Volk und dem Kaiser fiel es wie Schuppen von den Augen. Wie konnten sie das nicht selbst erkennen?


Ähnlich wie dieses Kind muss sich auch das Jurymiglied beim Demoday am 01.12.22 gefühlt haben, das uns vor über 120 Investor:innen mit den Worten „Niemand wird in euch investieren, das ist nicht rentabel“ von der Bühne entließ. Nennen wir ihn mal Mr. Wirtschaftshai-Ökonom und reden wir über ihn als Personifizierung stellvertretend für alles, was ich an unserem Wirtschafssystem hasse.


1. Toxische Männlichkeit

Seitdem wir begonnen haben an HOLi Social Health Club zu arbeiten, haben wir schon mehrfach mit Mr. Wirtschaftshai-Ökonomen zu tun gehabt. Das erste Mal (Mr. Wirtschaftshai-Ökonom 1) war es auf einer extrem persönlichen Ebene. Mann ohne Ausbildung im Gesundheitsbereich erklärte uns, dass die Idee der gewichtsneutralen Gesundheitsförderung Schwachsinn ist und gaslightet* persönliche Diskriminierungserfahrungen. Selbstverständlich zweifelte auch er am Geschäftsmodel (was auf der Reise zur Gründung ja durchaus legitim ist, um blinde Flecken zu finden). Insgesamt hat er uns also nicht nur als Unternehmerinnen in Frage gestellt, sondern vor allem auch unsere fachliche Kompetenz mit Mansplaining* untergraben.


*Gaslighting: gezielte Desorientierung/Verunsicherung von Opfern

*Mansplaining: Männer erklären Frauen die Welt


Die schallende Ohrfeige auf der Bühne tat wegen der Audienz natürlich weit mehr weh.

Mr. Wirtschaftshai-Ökonom 2 hat die Plattform genutzt, um sich unter Beweis zu stellen. Nur er traut sich auszusprechen, was scheinbar alle denken – was für ein mutiger Held! Was für ein männlicher Mann!


… Oder: Wie toxisch kann Selbstverständnis sein?


„Toxische Männlichkeit“ ist ein Begriff für Aggressivität bei der Präsentation der eigenen Männlichkeit, die mitunter auch die Unterordnung von Frauen zum Ziel hat. Das läuft natürlich nicht immer bewusst ab, ist aber in unserer Welt und vor allem in der Businesswelt sehr weit verbreitet. Alles Weiche hat keinen Wert. Alles ,was nicht sehr schnell sehr reich macht, hat keinen Wert.


2. Kapitalismus

Ich hoffe ihr versteht mich nicht falsch. Selbstverständlich geht niemand vom Team davon aus, dass uns privates Geld in fünf bis sechsstellige Summen geschenkt wird. Und natürlich wäre es naiv zu glauben, dass Menschen aus Idealismus in Ideen investieren. Aber momentan ist vor allem das ein interessanter Investment-Case, was Geld in kurzer Zeit vervielfacht. Erfolg wird in erster Linie durch Geldvermehrung gemessen. Social Impact ist, wenn überhaupt, ein Nice to Have.


Seit den 1970er Jahren, vor allem seit der Auflösung des Goldstandards und dem Steilgehen der Industriellen Revolution, geht die Kluft zwischen Armen und Reichen, zwischen Privilegierten und Nicht-Privilegierten immer weiter auseinander. 2020 besaßen lt. Oxfam die 162 reichsten Menschen so viel wie die halbe Weltbevölkerung.


Nicht übertrieben: wenn wir so weitermachen, bringt das Streben nach unendlichem Wachstum nicht nur unseren Planeten um, sondern rottet auch die gesamte Menschheit aus. Und jetzt frage ich euch: brauchen wir wirklich noch mehr Konsum? Brauchen wir wirklich noch mehr Wachstum?

Wahrscheinlich ja. Denn mit unserem Geldsystem wird man/frau Jahr für Jahr ärmer (durch Inflation zum Beispiel – 10% pro Jahr sind 50% Kaufkraftverlust in 5 Jahren). Wer spart, verliert. Wer gleichbleiben will, muss wachsen.


Schuld ist also nicht nur die Geldgier von Investor:innen. Schuld ist vor allem unser Geldsystem.

3. Gemeinwohl Ökonomie und Social Entrepreneurship

HOLi ist kein Techunternehmen und wird daher in den nächsten 3 Jahren auch keine Investments vervielfachen. Wir setzen aus idealistischen Gründen auf Soziales Unternehmertum und Gemeinwohl Ökonomie – weil wir (und jetzt wird’s kitschig) die Welt besser, nicht noch schlechter machen wollen.


Trotzdem müssen wir Geld verdienen und dafür sorgen, dass sich Investments für Interessierte auszahlen. Lest im Posting von HOLi.Gesundheitszentrum „Erfolgreich scheitern“ nach, was unser Plan ist.


Nach diesem Pitch wissen wir umso mehr: um starten zu können brauchen wir eure Hilfe!

Bitte unterstützt uns mit Crowdfunding (jeder Euro zählt!), euren Kontakten (Menschen, die uns – gerne auch strategisch - helfen können) und eurem Netzwerk durch Teilen unserer Beiträge oder mediale Artikel.


Wir brauchen die ganze Community, um das Projekt umsetzen <3

DANKE für eure Hilfe!


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